De Gschicht vom Nikolaus und Krampus

Da Sepp und da Xare haben sich nach der Schule mittags auf dem Nachhauseweg wieder viel zu erzählen. Dabei geht es nicht um die schlechte Note im Deutschdiktat oder die häufigen Fehler beim Einmaleinsaufsagen. „Business as usual“ würde man heute sagen, zumindest die Älteren von uns. Nein, heute geht es um etwas ganz anderes.

„Und? Kriegst heit wieder a poor Driesch vom Krampus?“ – „Des daat i eam net raten. Weil sonst hau i zruck! Und dann schaut er recht blöd!“ meinte da Sepp als Antwort auf Xares hinterfotzige Frage. „I lass me vom Nikolaus gscheid loben. Ois war ja aa net schlecht de letzten Wochen. Und dass er so vui Schlechts über mi wissat, des konn i mir net vorstein. Oder es gibt jemanden, der eahm des ois pritscht.“
„Wie moanst jetz des nacha?“ fragte da Xare recht scheinheilig. „Wer soll eam des nachad zure trogn? – Host du in deiner Familie ebba gor an Verräter? Oder an Spion?“
„Na, des konn i mir net vorstein. Mei Familie muass ma zwar scho dapacka, aber dass oana den andern verrot, na, net amoi wenn da Pap bsuffa mitm Auto fahrt. Oder wenn i in da Schui an Sechser kriagt hob “

„Des woass doch eh a jeder, dass du net der Hellste bist. Und dass du liaber faul im Bett liegst und TIKTOK schaust statt die Hausaufgab machst, is aa koa Geheimnis net.
„– Ah vielleicht bist das sogar du, der sei Mai net hoitn ko?“
„Jetz werst aber unverschämt. I woass zwar vui, aber wem soll i des denn song? Wos woass i, wo da Nikolaus herkimmt. Es hoasst ja, dass er mitm großen Schlitten durch die Lüfte tourt….“
„Des glaabst doch net wirklich, oder?“ moant da Sepp. „Woasst wos, letzts Johr, wia da Nikolaus kemma is, do warn bei uns olle im Zimmer, aa mei Tante mit ihren beiden Tusneldas, bloß da Onkel Karl der hot gfeit. Und wos sog i. Der Nikolaus hot so komisch gredt, ois wia wenn er sei Stimm vosteit hätt, und aa hochdeitsch hot er gsprocha. Des hot aber klunga, ois daat er a Theater spuin.“
„Ja der Nikolaus wird hoit vo de Preissn kemma, de möchtn bei uns in Bayern sowieso ois bestimmen“
„A geh, dann hätt er koan Krampus dabei ghabt. Bei de Norddeitschen kimmt doch der Knecht Ruprecht mit seim Sack mit. Bei uns war des eindeutig da Krampus mit seiner Ruaten. De ziagt ganz schee, wenn er di damit dawischt.“
„Und? Hot er de dawischt?“
„Oamoi scho, des hot ganz schee brennt, aber dann is d’Mam aufgsprunga und hot gschrian ‚Hee Vestl, net so wuid! Do hob i glei gmoant, da Silvester, unser damische Nachbar, hätt si so schwarz ogmoin oder a Maskn aufghabt. – Aber zruck zum Nikolaus. Wennst dem Nikolaus seine Schuah ogschaut host, dann host gmoant, des san am Onkel Karl seine Wanderschuah, woasst scho, dene wo im Sommer einfach de Sohln davogflogn san. Irgendwia sans ma bekannt vorkemma. Und dann erst da Bart. Da Bart war ja ganz schee lang und schee weiß, aber neban rechten Nasnflügel hot a rote Warzn gleicht. A so a Warzn hot da Onke Karl aa oberhalb seim Schnurrbart…“
„Dann wars hoit a Rentier! Kennst des Liad net: Rudolph, the rednosed rendeer?“
„A geh, a Rentier konn doch gor net reden! Naa, i hob hinterher d’Mam gfragt, warum da Onke Karl net do is, und dann hots gsagt, der hot heit no arbeiten miassn. Überstunden hots gmoant. Aber a hoibe Stund später is er dann doch kemma und hot se oa Bier noch dem andern obegschitt“
„Aber jetzt amoi: Spaß beiseite. Was wisst ma eigentlich vom Nikolaus? Do kannt ma ja amoi wieder Google frogn oder Wikipedia“
Und wia da Xare sei Handy rausziagt, foit am Sepp ei: „Ja bei uns kimmt immer da Bischof Nikolaus mit am goldenen Stab. Den hot er amoi an d’Wand higloant, dann is er seitlich weggrutscht und umgfoin und am Opa auf sein Bellenauf und weil er grod an Glühwein tringa woit, hot er sich des hoasse Getränk über d’Hosn gschütt. Do hot er ausgschaut, ois hätt er in d’Hosn bieselt. . Und jetz muassn i oiwei hoitn , aiso den Bischofsstab, net an Opa, dass a so a Malör net wieder passiert. Aiso bei uns hot er so a Pfarrergwand o. In Amerika is ja des ganz anders, do hot er a so a rots Ballettgwand o mit a roten Zipfemützen. So wia mas hoit aa im Fernseher sieght, so wia von CocaCola oder Börgerking.
„Na Burgerking net…“
„Oder Kentaki fraid tschikkn“
„Naa, a net, du moanst doch MacDonalds“
„Ah ja, vom Mecki. Klar. Mei bin i bled“
„Aiso do hammas: Nikolaus Niklaus von Flüe, Nikolaus von der Flühe oder Bruder Klaus – war Einsiedler, Asket und Mystiker, zuvor Bergbauer, Politiker, Richter und Soldat. Er is 1417 im Flüeli geboren Er gilt als Schutzpatron der Schweiz und wurde 1947 heiliggesprochen.
„Aiso des is mir nei, dass da Nikolaus Flöhe ghabt ham soll, und no dazua a Schweizer gwesn waar . Und do steht a nix von am Bischof. Aber aa nix von Coca Cola.
„Aiso dann no amoi: Nikolaus wurde um das Jahr 280 in der Patara, einer Stadt in Lykien, geboren. Es heißt, er wurde mit 19 Jahren von seinem Onkel (dieser hieß ebenfalls Nikolaus und war Bischof) zum Priester geweiht. Daraufhin wurde er Abt des Klosters Sion in der Nähe von Myra, ein Ort in der heutigen Türkei.
„Wos, da Nikolaus is a Türk? Dann lass ma mia praktisch an Erdogan oiwe zur Tür rei. Um Gottes willen.“
„Da Erdogan lebt doch jetz und is a rechter Spinner. Da Nikolaus wird hoit a Gastarbeiter gwesn sei.“
Aber jetz, wo s das sogst: Mei Pap hot scho amoi erzeit, dass er in da Türkei in der Nähe von Antalya gwesn is, und do hots an Ort gebn, der hot Myra ghoassn. Und do is a Bischof verehrt wordn.“
„Aber in da Türkei sans doch Islamisten, de ham do gor koane Bischöf“
„Heit moane daat i dir recht gebn, aber des soll ja vor fast 2000 Jahrn gwesn sei.“
„Ja jetz kenn i mi gor nimmer aus. Und warum soll dann da Nikolaus ausgerechnet am 6. Dezember kemma?“
„Ja do, Google sagt dazua: Der 6. Dezember ist einer Legende nach der Todestag eines Bischofs namens Nikolaus von Myra, der in Lykien in Kleinasien lebte. Heute heißt der Ort Demre in der Nähe von Antalya an der türkischen Mittelmeerküste.
„Ja und warum wird der Türk dann so verehrt, aa bei uns?“
Wieder wird das Handy bemüht. Was tat der Heilige Nikolaus?
Der Heilige Nikolaus gilt bis heute als Retter und Geschenkgeber. Zu seinen Lebzeiten soll er das Volk besonders durch seine Barmherzigkeit und Güte für sich gewonnen haben. Bis heute kreisen viele Legenden und Mythen um die Taten des einstigen Bischofs
„Ah, dann hot er de Leit mit Döner und Raki verwöhnt…“
„Oh mei, Seppal, do glaub i geht jetz dei Fantasie mit dir durch.
Aiso, fass ma kurz zsamm: Da Nikolaus kimmt von der Türkei, is am 6. Dezember gstorbn, und deswegn kimmt er bei uns am 5. Oder 6. Dezember und weil er de Leit immer beschenkt hot, ham eam de Christen – damals hot ma des in da Türkei no sei derfa – zum Bischof gmacht….“
„Aber dass a Bischof so gschert daher redn derf, versteh i jetz net ganz. weil, mei Pap war letztes Johr bei da Weihnachtsfeier von de Fußballer, do is aa da Nikolaus kemma, und do hot er olle ganz schee dableckt und durchn Dreck zogn. …“
„Ja de Bischöf san heit aa nimmer des, wos amoi warn“
„Ja und wia verhoit se jetz des mitm Krampus. Du hast gmoant, des waar dei Nachbar, da Silvester“
„Des woass i doch net. I hob hoid bloß gmoant. Wos i woass, is, dass da Nikolaus da Guate is, und da Krampus der Böse. „
„Des waar ja lustig, wenns umgekehrt waar: da Nikolaus da Böse und da Krampus daat de Süßigkeiten verteilen. Und da Nikolaus miassat se s’Gsicht schwarz omaln. Oder er kaam von Afrika, dann waar er scho schwarz.“
„Oder er daat bei uns in der Bundesliga Fuassboi spuin, do laffan a so vui Schwarze rum.“
„Jeztzt muasst aber aufpassn, do derf ma überhaupts nix dazua sagn, sonst bist glei a Rassist.“
„I sag ja eh nix, de weißn Fuassballspieler kanntn des genauso guat macha. Dann daans aber bei weitem net so vui Geld verdiena wia in der Bundesliga“
„Ah du oiwei…. Aber wos sagt jetz Google, wo da Name Krampus herkimmt.
Woasst das du?“
„Glei, jetz wart. aa do hob i wos gfundn. Jetz pass auf: Der Name Krampus leitet sich von mittelhochdeutsch Krampen ‚Kralle‘ oder bairisch Krampn ‚etwas Lebloses, Vertrocknetes, Verblühtes oder Verdorrtes‘ ab. Begleitet von Schreckgestalten, Teufeln und Tiermasken (zum Beispiel a Habergeiß) prüft und beschenkt der Nikolaus die braven Kinder, während die unartigen vom Krampus bestraft werden.
„Scho komisch. Und de san oiwei beianand.“
„Wer?“
„Na, da Bischof Nikolaus und da Krampus“
„Ja mei, de oan Bischöf, de hoitn sich a Haushälterin und der Nikolaus is hoit mitm Kramperl liiert. Vielleicht san de zwoa lesbisch.“
„Lesbisch sogt ma doch bloß bei Frauen, bei Männer sogt ma doch was anderes, nämlich schw..“
„Hoit, des derf ma doch net sogn, scho glei gor net, wenns um kirchliche Geheimnisse geht.
Aiso, dann lass mas so steh, und i warn an Kramperl no amoi davor, dass er mia de Ruatn drüberziagt, weil sonst konn er wos erlebn. I sog eam, des soll er sich für di aufhebn.

„Dir gib i glei a poor!“
Jetz sing ma oafach unser Liad

Lasst und froh und munter sein
Der Niklaus möchte zur Tür herein
Lustig lustig tralalala
/:Bald ist Nikolausabend da:/

Niklaus kommt aus der Türkei
Und er hot an Krampus dabei

Dann stell ich den Teller auf
Der Krampus steigt da bestimmt darauf

Niklaus ist ein guter Mann
Der uns den Buckel runterrutschen kann

Der Niklaus steigt durch den Kamin
Doch do is blos Ruass und Aschn drin

Da Krampus packt sei Ruaten aus
Und jetz is de Gschichte aus