Schule-Englisch

Irgendwo habe ich erwähnt, dass ich Realschullehrer für Deutsch und Englisch war.

 

Gerade jetzt in der Corona-Zeit denke ich oft daran, denn schon in den Anfangsjahren des 21. Jahrhunderts habe ich meinen Englisch-Unterricht digital gestaltet, mit Powerpoint, Beamer und eigener Homepage, mit Wortschatz-Einführungen und -Übungen – fast immer bildgesteuert, mit Beispielsätzen zum Übersetzen garniert und im zweiten Durchgang jeweils in anderer Reihenfolge, quasi als Lernzielkontrolle – interaktiv – …..

Grammatik-Tafelbilder entwickelten sich scheinbar  aus dem Unterricht – bis zum passenden Endergebnis mit ein paar der wichtigsten Lehrmittel, nämlich klare Tabellen, die zunächst alle eher zufällig entstanden waren, aber sich am Ende zu einem üersichtlichen System entwickelten, in dem die Schüler selbst Zusammenhänge entdecken konnten , mit unterschiedlichen Farben herausgearbeitet, um Gleiches und Zusammengehöriges hervorzuheben.

Das Gleiche passierte mit den Übungen aus dem Englischbuch, bei denen die Lösungen mit einem Mausklick für alle sichtbar über den Beamer auf die weiße Wand einschwebten.

Ich hatte natürlich zu Hause alle Dateien minutiös vorbereitet, so dass ich keine Zeit mit Tafelanschriften vergeuden musste, sondern stets die Kinder im Blick haben und auf Fragen sofort reagieren konnte. Und diese Dateien hatte ich dann auf meine Homepage gestellt, wo sie jeder Schüler runterladen, ausdrucken und ins Heft einkleben konnte, was für ein Service!

Am eindrucksvollsten waren natürlich die digital aufbereiteten Lektionstexte, mit wichtigen Bildimpulsen, Audio-Textabschnitten, Lesetexten und Sprechimpulsen für jeden Leistungsstand – die Lektionen waren quasi kleine Filme, während derer sich die Schüler Notizen machten, um anschließend über den Text zu berichten oder selber Fragen zu stellen. Voller Stolz hatte ich auch versucht solche Lektionen ins Internet zu stellen, dabei auch den Verlag informiert. Glück gehabt, dass mich der Verlag nicht wegen Copyrightsvergehen bestrafte, sondern nur darauf bestand, das Buchmaterial aus dem Netz zu nehmen.

Ich war Einzelkämpfer an meiner Schule und wohl auch so ziemlich im ganzen Bundesland. Allerdings muss ich meiner Schulleitung große Anerkennung zollen, denn ich bekam alle Unterstützung, die ich brauchte, von der Technik her und von der Klassenzimmervergabe her, denn ich hatte als einzige Lehrkraft ein festes Klassenzimmer, zu dem die einzelnen Klassen pilgerten, damit ich die Technik (Laptop, Beamer, Lautsprecher) nicht ständig auf- und abbauen musste.

Der Ministerialbeauftragte für Bayern war sehr angetan von meiner Arbeit und meinte, als ich ihm einmal klagte, dass ich keine „Mitstreiter“ für meinen Weg hätte: „Tja, Herr Wagner, machen Sie sich nichts draus. Da werden wir beide schon auf der Wolke oben sitzen, und Sie werden nach unten schauen und sagen können: DAS HABE ICH VOR 20 / 25 JAHREN SCHON GEMACHT!“ Wie wahr! Jetzt sind fast 20 Jahre vorbei, und wenn ich mir in der Corona-Zeit die digitalen Defizite an Schulen anschaue…..

Man kann sich kaum vorstellen, wieviel Zeit diese Arbeit gekostet hat, ich war ja Einzelkämpfer. Aber es hat sich gelohnt und es hat auch Spaß gemacht. Dumm war nur, dass von Zeit zu Zeit der Lehrplan geändert wurde, damit gab es neue Bücher – und alles noch mal von vorne zu beginnen- bis zur nächsten Lehrplanänderung, das überstieg dann doch meine Kraft und Motivation.

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