Tattoo auf der Birn

„Tattoo auf der Birn“ war schon mal mein Lied des Monats, vor ca. 20 Jahren, als die Neo-Nazi-Szene in Deutschland wieder Fuß fasste. Damals wurde darüber sogar ein großer Bericht im Freisinger Anzeigenforum veröffentlicht, und ich wurde vom Bündnis für Toleranz und Demokratie nach Berlin zu einem großen Treffen eingeladen. Darüberhinaus stand ich auch zweimal in Freising auf der Bühne (Luitpoldhalle und Lindenkeller) bei Events unter dem Motto Bunt statt Braun . Der Song war eigentlich nur gesprochener Text zu stampfendem Marschrhythmus.

Aufgrund der sich verändernden Gesellschaft unserer Zeit kam es mir in den Sinn, das Lied neu zu gestalten, sowohl mit Melodie versehen als auch textlich auf die neue politische Rechts-Strömung eingehend, da der erste Teil des Liedes zwar noch gilt, aber die Rassismusbotschaft viel hinterfotziger von Zwirnträgern den Menschen untergejubelt wird.

Welch ein makabrer Zufall! Ich habe das Lied am 8. Oktober neu (umgetextet) aufgenommen – genau einen Tag vor dem schrecklichen Anschlag in Halle!

 

 

Tattoo auf der Birn, aber nichts im Hirn –
Braune Lieder bei Feten, Springerstiefel zum Treten –
ein Heil auf den Führer – in der Gruppe Treueschwüre –
Geschichtliche Fakten sind Lügen in den Akten!

Am deutschen Wesen wird die Welt genesen!
Ausländer raus aus unserm Haus!
Wir werden keinen Schwarzen schonen,
will er wohnen neben unserm Haus!
Ein abgefackeltes Asylantenheim! –
Vielleicht gehen dann die Asylanten heim
Am deutschen Wesen wird die Welt genesen –

ist das nicht alles schon mal dagewesen?

Mein Nachbar, der Fred ist zwar kein Skinhead,
bei Stammtischreden , da sagt er jedem:
„Die nehmen uns keck Haus und Arbeit weg!“

Mein Nachbar, der Fritz, sagt laut, das ist kein Witz,
mit Krawatte und feinem Zwirn, aber mit brauner Kacke im Hirn
„Das Übel aller Probleme, das sind Juden, Schwarze und Muslime!
Schickt sie alle heim und lasst ja keinen mehr rein!“

Wir sind das Volk und das wollen wir bleiben!
Ausländer raus aus unserm Land!
Wir lassen uns nicht von denen vertreiben –
dafür stehen wir Hand in Hand!
Unsere Arbeit und unser Geld, unsere Wohnungen, nur das zählt!
Wir sind das Volk und das werden wir bleiben

Am deutschen Wesen wird die Welt genesen
Ausländer raus aus unserm Haus
Wir werden keinen Schwarzen schonen
will er wohnen neben unserm Haus
ein abgefackeltes Asylantenheim
vielleicht gehen dann die Asylanten heim
Am deutschen Wesen wird die Welt genesen –

Ist das nicht alles schon mal dagewesen?
Lernt denn keiner dazu?!

 

 

Wie das ursprüngliche Lied geklungen und gelautet hat, könnt Ihr im Folgenden noch hören und lesen:

Anzeigenforum vom Oktober 2000

Ein echter „rechter Haken“

Musik als Medizin gegen Extremismus

Es ist die „Big Brother“-Mentalität, die Martin Wagner gegen den Strich geht. „Nur noch dieser Stuss von Zlatko und Konsorten“

„Es kotzt mich einfach an!“ So einfach kann eine Motivation sein. Martin Wagner, Englisch- und Deutschlehrer an der Staatlichen Realschule in Moosburg, bezieht eindeutig Stellung. Für sich, seine Mitmenschen und zusammen mit seiner Schule. Wagners größte Passion ist die Musik – er hat bereits über 120 Songs komponiert, getextet und auf CD gebrannt. Sein neuestes Werk heißt „Tattoo auf der Birn“ und ist ein klassischer „rechter Haken“. Die immer wieder aufkeimende und sich in offener Aggression gegen ausländische Mitbürger manifestierende Ausländerfeindlichkeit in Deutschland „geht mir gegen den Strich. Der Song war überfällig.“

Um sich auszudrücken und so manchem ewig Gestrigen auch auf den Schlips zu treten, scheut der 50-Jährige nicht davor zurück, staccatoartige Parolen als Refrain zu verwenden. ‚Damit, laufe ich zwar auch Gefahr falsch verstanden zu werden, wer aber den Text als Ganzes aufnimmt, kann meine Gedanken sicher nachvollziehen.“

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Konzerte gegen Rechts

Bunt statt Braun

Jeweils im Oktober 2001 und 2002 fand in Freising das Konzert „Bunt statt Braun“ statt. Mit meinem Song „Tattoo auf der Birn“ setzte auch ich dabei ein Zeichen gegen Rechts

2001: In der Luitpolthalle in Freising stand ich neben „Emil Bulls“ und „4Lyn“ auf der Bühne

2002: Im Lindenkeller waren die „Face Invaders“ und „Pyogenesis“ die eingeladenen Bands. Meine 3 Titel waren „Tattoo“, „Und die Erde bebt“ und „Lieber Gott, die Gesellschaft ist krank“
Die Presse ignorierte meinen Auftritt (FT) oder hatte dafür nur ein mitleidiges „gut gemeint“ übrig (SZ), mein Fanclub (ehemalige Schülerinnen) und viele weitere Jugendliche waren da aber anderer Meinung, da ich mit meinen Inhalten auch als einziger die Thematik („gegen Rechts“) angesprochen hatte.

Es ist natürlich klar, dass kritische Texte nicht zum Abtanzen animieren.

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3 Tage in Berlin

Verfassungstag in Berlin – Bündnis für Toleranz und Demokratie

Moosburger Delegation beim Verfassungstag in Berlin – Realschüler treffen MdB Franz Obermaier       

Das „Bündnis für Toleranz und Demokratie“, das sich für den Kampf gegen Extremismus und Gewalt einsetzt, lädt jedes Jahr Gruppen junger Leute für ein paar Tage nach Berlin ein, um in Workshops sich mit den Themen auseinander zu setzen und den Verfassungstag, den 23. Mai, gebührend zu begehen.

Eine Einladung ging auch an den Moosburger Realschullehrer Martin Wagner, der im vergangenen Jahr ein Lied gegen Rechtsradikalismus geschrieben hat („Tattoo auf der Birn“) . Zusammen mit sechs Schülern seiner Klasse  nahm er an den Veranstaltungen in Berlin in der ersten Pfingstwoche teil. Die Teilnahme war bis auf die Anreise vom Bündnis für Toleranz und Demokratie finanziert. Alle Gruppen hatten im vergangenen Jahr mit Projekten oder Initiativen einen Beitrag für die Ziele des Bündnisses geleistet, sie sind über die ganze Bundesrepublik verteilt und nicht nur auf Schulen beschränkt. Sehr viel passiert in der Jugend-Sozialarbeit, auch Fanarbeit bei Fußballvereinen zählt dazu. Umso erfreulicher war es, dass die Bedeutung des Liedes „Tattoo“ von den Organisationen so hoch eingeschätzt wurde.                 

Die Moosburger Schüler reisten per Flugzeug am Pfingstmontag an und hatten viele Gelegenheiten, die Stadt ein bisschen kennenzulernen: Reichstag, Alexanderplatz, Gendarmerieplatz, Ku-Damm, Checkpoint Charlie – um nur die markantesten Ziele zu nennen. Transport war fast kein Problem, da mit der Einladung auch kostenlose Beförderung durch die öffentlichen Verkehrsmittel verbunden war – allerdings machte der amerikanische Präsident, der für einen Tag Berlin besuchte, teilweise einen Strich durch die Rechnung, denn z.T. fuhren U-Bahn oder Trambahn – wegen der anstehenden Demos – nicht mehr, so dass man sich zu Fuß weiterkämpfen musste, und das auch eingeschränkt, denn oft hieß es: „Stopp, diese Straße ist gesperrt!“ Doch die jungen Moosburger machten das Beste aus der Situation und unterhielten sich großartig mit den Polizei- oder Grenzschutzkräften, die mit ihren Fahrzeugen an allen Brennpunkten präsent waren.                

Untertags nahmen die Schüler an den Workshops teil (Beispiele: Rechtsextremismus im Fußballstadion, Rechte Musik, Woran erkennt man Rechtsextremismus?, Rechtsextremismus im Internet, Gewalt in der Schule….), trafen Bundestagspräsident Thierse und genossen die Sonnenstrahlen in der Hauptstadt. Großen Eindruck machte der Besuch in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, nur zwei Geh-Minuten von der Unterkunft im Hotel Kolumbus in der Genslerstraße entfernt, wo bis zur Wende „Staatsfeinde“ der ehemaligen DDR in Untersuchungshaft waren, von der Stasi verhört und gefoltert wurden.

Ein Treffen mit dem Bundestagsabgeordneten Franz Obermeier rundete den dritten Tag ab. Franz Obermeier war ja bekanntlich selber Schüler der Realschule Moosburg gewesen und bei der SpVgg Zolling langjähriger „Gegenspieler“ vom ehemaligen Palzinger Torwart M. Wagner gewesen.

 

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