Martini-Messe (oder Kirchdorfer Messe)

Ich bin kein Cowboy und singe trotzdem Cowboylieder

Martini-Messe

Martini-Messe ist ein Volksfest in Tauberbischofsheim.Damit hat mein Beitrag überhaupt nichts zu tun. Der Begriff Messe hat mehrere Bedeutungen, so z.B. Warenschau, Jahrmarkt oder Volksfest oder Gottesdienst katholischer Kirchen. Mein Beitrag hat mit letzterem zu tun.

In der letzten Aprilwoche 2021, noch tief in der Corona-Pandemie, war es so weit. Innerhalb zweier Tage ist aus mir raus, was scheinbar schon lange in mir schlummerte: eine eigene Kirchenmesse.
Damit stelle ich mich zunächst einmal auf eine Stufe mit Annette Thoma und Ferdinand Neumaier. Annette Thoma (1886 – 1974, geb in Ulm, gest in Traunstein) hat die berühmte Deutsche Bauernmesse geschrieben. Dafür verwendete sie „alte Lieder und Weisen aus dem bayerisch-österreichischen Alpenland“, unterlegte ihnen aber neue, selbstverfasste Texte in gemäßigter bairischer Mundart, z.B. „Auf, auf in Gottes Nam“ (lt Wikipedia)
Ferdinand Neumaier (1890 – 1969, geb in Kirchberg im Wald, gest. in Landshut) war „Komponist des Bayerwaldes“ mit ca. 90 eigenen Liedern (am bekanntesten wohl: „Mir san vom Woid dahoam“). Zusammen mit Eugen Hubrich schrieb er die „Waldlermesse“ oder „Waidlermesse“, auch im bairischen Dialekt, z.B. „O Herr, i fall auf meine Knie“, oft kritisiert als schnulzig und auch oft abgelehnt, weil der Textdichter überzeugter Nationalsozialist gewesen war.
Wo liegt jetzt die Parallele zu den beiden Komponisten?
Auch ich habe eine Messe in Dialektsprache getextet und vertont. Wie es so oft passiert: Es ist einfach aus mir herausgeflossen, und in 2 Tagen waren die neun Lieder fertig. Ich arbeite zwar immer noch an der passenden Umsetzung, aber meine Grundidee ist erhalten geblieben: Texte, die den einzelnen berühren mögen, ihn zum Nachdenken bringen können, dass er / sie sagt, ja, da hat er Recht, oder: Nein, so würde ich es nicht sagen. Der Text hat auch schnulzige Elemente, gelegentlich einen religiösen Touch, in erster Linie wollte ich Werte ansprechen, mit denen ich mich identifiziere, oder Stimmungen einfangen, nicht kirchliche Glaubensideologien. Und was die Musik betrifft: Hier lag mein Augenmerk auf ganz einfachen Melodien, die schnell ins Ohr gehen und im Gedächtnis als Ohrwurm bleiben.
Und damit ist die Gemeinsamkeit auch schon fast erschöpft, wenn man davon absieht, dass Ferdinand Neumaier ebenfalls Lehrer in Bayern war und ich mit beiden die Liebe zur Musik teile.
Sicher wird es massive Kritik dafür geben, von Kirchenleuten, Heimatpflegern usw. „Der Text der Martini-Messe ist nicht relevant“, könnte es wie bei der Waldlermesse heißen „Er genügt den liturgischen Anforderungen in keiner Weise“ usw.
Ist mir egal. Ich bin es gewohnt, dass Hunderte Lieder von mir in der Schublade liegen. Kaum einer weiß etwas davon. Kaum einer kennt sie. Und den Bayrischen Verdienstorden (wie Annette Thoma 1964) oder das Bundesverdienstkreuz (wie Ferdinand Neumaier 1966) brauche ich nicht.
Genauso stehe ich übrigens auch auf einer Ebene mit Franz Schubert und (Bach-)Gounod. Warum? Ich habe wie die beiden Komponisten ebenfalls ein „Ave Maria“ komponiert. Aber da endet schon wieder die Gemeinsamkeit.

Was bedeutet jetzt die Überschrift „Ich bin kein Cowboy und singe trotzdem Cowboylieder“?

Es wird wohl mit Recht die Frage gestellt werden, wie ich dazu komme, ein religiöses Musikwerk zu schreiben, obwohl man mich selten in der Kirche sieht. Nun, Musik kennt keine Grenzen. Ich liebe Countrymusik und singe und schreibe auch Cowboylieder, obwohl ich nicht reiten kann, keine Waffe besitze, nie selber schießen würde und noch nie am Lagerfeuer Whiskey getrunken habe.

Die Lieder und Texte findet Ihr hier unter Martini-Messe